„Bis zum Jahr 2010 werden bei uns 90.000 Ingenieure und Naturwissenschaftler fehlen“, resümierte der Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär Andreas Storm am vergangenen Freitag im Bürgerhaus Gundernhausen. Grundlage dieser Aussagen sind Daten, Fakten und Auswertungen des ersten Bildungsberichts der Bundesregierung. Auf lange Sicht fehlen der deutschen Wirtschaft diese qualifizierten Fachkräfte mit Fachhochschul- bzw. Hochschulstudium, was zu einer Verringerung des Wirtschaftswachstums führen könnte. Die Gründe sind vielfältig: Laut diverser Statistiken erreichen nur siebzig Prozent der Studierenden einen Hochschulabschluss. Darüber hinaus erproben sich erst viele Studenten einige Semester in einem Studienfach, bevor sie u. U. feststellen, die falsche Wahl getroffen zu haben. Die TU Darmstadt, als erste autonome Universität, geht andere Wege: Die Professoren sind gehalten, zu Beginn des Studiums über eine Intensivphase Ihres Studiengangs den Neueinsteigern Einblicke in die Materie zu geben. Somit kann bei den Studenten das Interesse geweckt oder das Gegenteil erzielt werden, d. h. im Vorfeld die ‘Notbremse’ gezogen werden. Auch das Studieren einer Fachrichtung „mit geringen Zukunftsaussichten“ trägt zu obigem Mangel bei. Einen weiteren Problembereich stellen u. a. Kindeskinder bzw. Migrantenkinder der ersten und zweiten Generation dar: Zwei von drei Schülern haben demnach in Deutschland keinen Mirgationshintergrund. Damit steht Deutschförderung ganz oben auf der Prioritätenliste der Bildungspolitik. Notwendig und bereits in Hessen unter Kultusministerin Karin Wolff praktiziert sind Deutsch-Tests bereits im Kindergarten. Bei schlechten Kenntnissen gibt es in Hessen ein Dreivierteljahr lang einen Deutschkurs, damit alle Kinder beim Start in der Schule auf dem gleichen (Deutsch-)Niveau sind. Andreas Storm sprach auch die Problemgruppe der Hauptschüler an: Viele Schüler finden nach dem Hauptschulabschluss keine Lehrstelle. Sie treten in Konkurrenz zu den Schülern mit Mittlerer Reife und oftmals den Abiturienten. Die derzeitig in vielen Bundesländern praktizierten Qualifizierungskurse ohne Berufsperspektiven bilden nur kostenintensive „Warteschlangen“ – bringen den Betroffenen aber kein Fortkommen. Die Förderung von längeren Praktika bzw. einer Kombination von Berufsschulunterricht und Arbeiten in Betrieben könnte ein Erfolg versprechendes Konzept für die berufliche Zukunft sein. In diesem Bereich sind u. a. Pilotprojekte angedacht. Andreas Storm unterstrich in seinem Vortrag vor gut zwanzig Zuhörern, dass berufliche Weiterbildung und lebenslanges Lernen für jeden Arbeitnehmer eine Selbstverständlichkeit darstellt. Das schnelle Verändern von Berufsbildern und der rasch voranschreitenden Technik erfordert ein ständiges Aneignen des neusten „Know Hows“. Nur so kann Deutschland seine Wachstumsraten durch eine erhöhte Produktivität seiner Arbeitskräfte erhalten und damit den Sozialstaat sichern. Quelle: ACDL Kreisverband Darmstadt-Dieburg