Judentum in unserer heutigen Gesellschaft - ein Thema, für das die Frauenunion Darmstadt-Dieburg neben ihrer sonstigen politischen Arbeit Interesse zeigt.
Der jüdische Friedhof gehört der jüdischen Gemeinde Hessen und der Besuch ist nur mit Frau Posselt (Amt für Kultur, Jugend, Familie) möglich. Frau Posselt gab einen Überblick über die Geschichte des jüdischen Friedhofes von dessen Anfängen über die Zeit des 2. Weltkriegs bis zur heutigen die Zeit.
Die Toten liegen dort bis in Ewigkeit bzw. bis zum Jüngsten Tag und so sind die meisten Gräber sehr einfach gehalten und bestehen nur aus einem Grabstein mit Inschrift. Eine Grabpflege, wie wir sie kennen, ist nicht üblich. Frauen gehen normalerweise nicht auf den Friedhof. Männer tragen aus Respekt die Kippa oder einen Hut.
Die ersten Juden siedelten sich mit den Römern in Dieburg an. 1330 wird erstmals urkundlich eine Gebetsgemeinschaft von 10 Männern erwähnt. Bis 1500 brachte man die Verstorbenen aus dem südhessischen Bereich alle im Leichensack nach Frankfurt und beerdigte sie dort. Auf den Grabsteinen stehen Name, Beruf und Lebensgeschichte des Verstorbenen sowie sein Sterbedatum. Ein Geburtsdatum ist im Judentum nicht üblich. Das Datum wird nach dem jüdischen Kalender notiert, der ab 3761 v. Chr. datiert. Manchmal sind auch Symbole dargestellt, z. B. Beschneidungsgeräte, die Kanne bei Leviten für rituelle Waschungen oder das Schofar, ein Widderhorn.
In Hessen gibt es ca. 300 jüdische Friedhöfe, z. B. in Darmstadt, Bickenbach und Frankfurt. Der Friedhof in Dieburg ist ca. 1 ha groß und beherbergt ca. 1000 Gräber. Die letzten Bestattungen fanden im Dez. 1939 und im Jahr 1946 erfolgten noch zwei Begräbnisse. Seitdem ist das Areal auf Wunsch der jüdischen Gemeinde so geblieben, um den historischen Charakter zu erhalten.
Die jüdische Gemeinde in Dieburg:
Anfang 1900 wohnten die jüdischen Mitbürger in Dieburg in der Steinstraße und Klostergasse. Der Wunsch nach einer Synagoge entstand und so wurde am Marktplatz ein Patrizierhaus gekauft und als Synagoge umgewandelt. Aufgrund von Brandschutzvorgaben der Stadt musste in den 1920er Jahren die Synagoge neu gebaut werden.
Bis zur Reichsprogromnacht lebten ca. 120 Juden in Dieburg. Danach Wegzug von ca. 20 Mitbürgern innerhalb Deutschlands, 20 Personen wanderten aus, 80 jüdische Mitbürger wurden per Zug ins KZ Buchenwald transportiert und dort ermordet. Nach dem Krieg kamen einige Juden aus Osteuropa zurück und bildeten für kurze Zeit eine neue jüdische Gemeinde in Dieburg. Doch in den 60er Jahren wanderten sie erneut aus und die Synagoge wurde verkauft. Nachfolgend wurde das Gebäude als Kino, dann als Möbelhaus und später bis zum Abriss als Sparkassengebäude genutzt. Eine Gedenktafel an der heutigen Sparlasse erinnert daran.