Aktuelle Presse (8.8.2022): Lauterbach warnt vor Massenkrankheit Endometriose – Geld ausgeben für den Kampf dagegen will die Regierung aber nicht! Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine Erkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Nach Peter Hillemanns, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Medizinischen Hochschule in Hannover, ist die Zahl der Betroffenen so hoch, dass er schon von einer "Volkskrankheit" sprechen würde. „Zudem ist es so, dass viele Betroffene mit ihren Schmerzen nicht ernst genommen werden. Ich bin mir sicher, wären Männer betroffen, hätte das Thema viel mehr Aufmerksamkeit," sagt Hillemanns.
Und die Endometriose kann zu ungewollter Kinderlosigkeit führen können - etwa 10 bis 15% der jungen Frauen sind betroffen!
Das Problem besteht darin, dass das Krankheitsbild Endometriose oft erst sehr spät erkannt wird. Bis zur Diagnose vergehen meist 6 bis 10 Jahre - wie zum Beispiel im Folgenden persönlich berichtet: "Hallo, mein Name ist Julia, ich bin 31 Jahre alt und habe mit 24 die Diagnose Endometriose erhalten. Bis dahin hat es sechs Jahre, zwei Krankenhausaufenthalte und mindestens vier verschiedene Ärzte gebraucht. Durch das Endometriose Gewebe, dass sich auch außerhalb der Gebärmutter festsetzt, habe ich eine Harnleiterverengung und muss die Pille seit 7 Jahren durchgängig einnehmen."
Bei Endometriose wächst gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe (sog. Endometrioseherde) außerhalb der Gebärmutter, beispielsweise an Eierstöcken, im Beckenraum, an Darm oder Bauchfell. In manchen Fällen treten Endometrioseherde sogar außerhalb des Bauchraums im gesamten Körper auf. Wie das physiologische Endometrium der Gebärmutter unterliegen auch solche Endometrioseherde dem hormonellen Zyklus. Somit können diese Herde sich wie die Schleimhaut in der Gebärmutter aufbauen und bluten, was in der Regel zu Verklebungen, Verwachsungen und Entzündungen führt. Je nach Lokalisation der Herde variiert die Symptomatik.
Ein entscheidendes Symptom sind starke Menstruationsbeschwerden, die aber meist als „normal“ bezeichnet werden. Aber die Symptomatik der Endometriose ist insgesamt umfangreich und sehr heterogen, was die Diagnose erschwert. Die Krankheit kann auch völlig symptomfrei verlaufen. In der Regel sind die Beschwerden zunächst meist zyklusabhängig und später oft zunehmend zyklusunabhängig. Diese extrem starken Unterleibsschmerzen machen es teilweise unmöglich, einer produktiven Beschäftigung nachzugehen. Weitere Symptome sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Stuhlgang oder Urinieren. Endometrioseherde in Harnblase und Darm zeigen sich als Blut im Urin oder als Blutauflagerung beim Stuhlgang.
Zu den Endometriose-spezifischen Leitsymptomen gehören laut der aktuellen S2k-Leitlinie "Diagnostik und Therapie der Endometriose" (Stand September 2020) auch Dysmenorrhoe und Sterilität!
Bei Endometriose Betroffenen kommt es vermehrt zur ungewollten Kinderlosigkeit. Die Frauen benötigen einerseits zur Schmerzreduktion die Pille als Therapieansatz, anderseits führen die zyklusbedingten Blutungen der externen Endometrioseherde zur Reizung des Bauchfells und zur verstärkten Narbenbildung im Bauchraum. Damit steigt das Risiko der Verklebung bzw. Strikturen zum Beispiel an den Eierstöcken.
Zur Lokalisation der Endometrioseherde im Bauchraum wird unter anderem die Kernspintomographie als diagnostisches Mittel herangezogen.
Die Äthiologie der Erkrankung ist unbekannt.Daraus folgt, dass weder eine Prävention noch eine kausale Therapie aktuell möglich sind. Die Chronizität der Erkrankung macht ein Langzeitkonzept unter Berücksichtigung individueller Beschwerden und der Familienplanung erforderlich. Die aktuellen Behandlungsziele sind eine möglichst lange Beschwerdefreiheit, Reduktion funktioneller Beschwerden, Vermeidung von Organdestruktionen und Verbesserung der Lebensqualität. Als Basis der Therapie gelten konservative (hormonelle und/oder medikamentöse) sowie operative Maßnahmen zur Entfernung der Endometrioseherde.
Werden Hinweise auf Endometriose festgestellt, sollten die Patientinnen an einen Gynäkologen oder an ein Endometriose Zentrum verwiesen werden - s. Website der Endometriose-Vereinigung Deutschland (
www.endometriose-vereinigung.de).
Quelle: Frauenklinik der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Und was unternimmt die aktuelle Politik?
Weder Stark-Watzinger noch Lauterbach wollen proaktiv in die Forschung investieren! Als Lauterbach nach konkreten Maßnahmen gefragt wurde, verwies er auf seine Kollegin, die Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). (Zitat aus Business Insider -Ch. van den Berg) Leider scheint auch das Bundesforschungsministerium dieses Thema nicht anzunehmen. Zwar sei man mit dem Bundesforschungsministerium auf gynäkologischer Fachebene zu dem Ziel einer „guten Endometrioseforschung“ im Austausch. Eine finanzielle Förderung der Endometriose-Forschung ist aber dennoch nicht geplant.
Wir fordern daher:
1. Mehr Geld für die Ursachenforschung des Krankheitsbildes! Nach Aussagen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurden in den letzten 20 Jahren insgesamt nur 500.000 Euro an Forschungsgeldern vom Bund für die Erforschung der Endometriose investiert. (Quelle: 4 FragDenStaat (2021): Aufstellung der Fördergelder für die Erforschung der Endometriose, Anfrage #214552 vom 8. März 2021. Online unter
https://fragdenstaat.de/anfrage/aufstellung-der-fordergelder-fur-erforschung-der-endometriose/)
2. Kostenübernahem von alternativen Heilverfahren wie z.B. Akupressur, Massagen, Bewilligung von Kuren
3. Die Pille als Behandlungsmittel sollte für Erkrankte auch noch nach dem 21.Lebensjahr kostenfrei zur Verfügung stehen.
4. Aufklärung und Sensibilisierung der Ärzte bereits im Medizinstudium mit dem Thema Endometriose und ihre Begleiterkrankungen, damit der Zeitraum zur Diagnosefindung reduziert wird.
5. Kostenübernahme der künstlichen Befruchtung bei Kinderwunsch über den zweiten Behandlungszyklus hinaus