Wiesbaden / Gross-Zimmern. Der Anruf an dem späten Abend im Januar hat Manfred Pentz überrascht. Der CDU-Landesvorsitzende und Ministerpräsident Volker Bouffier fragte gar nicht erst, sondern teilte ihm in kurzen Worten mit, dass er ihn zum neuen Generalsekretär der CDU in Hessen mache. Da gab es für den inzwischen 34 Jahre alten Landtagsabgeordneten aus Groß-Zimmern kein langes Überlegen, er sagte zu, auch wenn ihm dies persönlich und familiär gar nicht zusagte. Denn Pentz ist ein Familienmensch, und seine Frau war gerade schwanger mit dem inzwischen ein Vierteljahr alten zweiten Kind. Wer aber in solchen Fällen nein sagt, der wird nie wieder gefragt. Und so zahlt er den Karriereschritt damit, dass er viel unterwegs ist und wochentags nicht immer die Familie sieht. Aber er hält sich die Sonntage frei.
Pentz weiß trotz seiner Schwäche für Krimis und Kriminalfilme angeblich nicht, was Bouffier bewog, oder er kokettiert mit dem Nichtwissen, indem er anfügt, er kenne fünf andere in der CDU, die mindestens so geeignet für das Amt wären wie er selbst. Dabei ging Pentz seine politische Laufbahn konsequent, beharrlich und berechnend an, auch wenn dies nicht ganz ohne Niederlagen abging. Ihm eilt der Ruf voraus, fleißig und gründlich zu sein, alles richtig machen zu wollen. Doch damit wird man nicht Nachfolger von Peter Beuth, der ins Ministeramt berufen wurde. Zu Pentz’ Eigenschaften zählt noch strategisches Denken. Das kommt nun der CDU zugute. Denn er hat in der Vergangenheit viele Kontakte geknüpft, kennt sich aus in den Strukturen der CDU auf allen Ebenen, hatte immer Posten inne, die Einblick in die Partei geben und auch zu Insiderinformationen verhelfen. Vom Ende der Karriereleiter mag Pentz nicht reden, nickt aber bei dem Einwurf, als Generalsekretär sei noch niemand in Rente gegangen.
Er ist seit 1995 Mitglied der CDU. Im gleichen Jahr rückte er in den örtlichen CDU-Vorstand in Groß-Zimmern, von 2001 an war er Vorsitzender der Jungen Union im Kreis Darmstadt-Dieburg, stieg 2002 in den CDU-Kreisvorstand auf und wurde 2006 zum Kreisvorsitzenden gewählt. Seine Niederlage in diesem Aufstieg rührt aus dem Jahr 2004, als er dem scheinbar unangefochtenen Bundestagsabgeordneten Andreas Storm auf einem Parteitag in Griesheim in einer Kampfabstimmung gegenübertrat und nur knapp verlor. Zwei Jahre später trat Storm nicht mehr an und schlug seinerseits Pentz als Nachfolger vor. Bei der Landtagswahl 2009 trat er als Ersatzkandidat für die damalige Sozialministerin Silke Lautenschläger an. Als sie im Spätsommer 2010 aus dem Landtag schied, rückte Pentz nach. Im Dezember 2012 wurde er zum finanzpolitischen Sprecher der Fraktion gewählt, als Gottfried Milde in die Wirtschaft wechselte. Nach der Berufung durch Bouffier bestätigte ein Landesparteitag den neuen Generalsekretär mit rund 87 Prozent. Im Frühjahr gab Pentz den Kreisvorsitz ab. In Groß-Zimmern wurde er Vorsitzender der Gemeindevertretung, außerdem blieb er im Kreistag.
Pentz ist Versicherungsmann. Nach der Realschule machte er eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann, studierte von 2001 bis 2008 an der Deutschen Versicherungsakademie in Frankfurt Versicherungsbetriebswirtschaft. Dazwischen war er Mitarbeiter des Landtagsabgeordneten Hartmut Honka, arbeitete bei einer Versicherungsgesellschaft.
Pentz arbeitet auch in der neuen Position hart, lässt sich morgens um 7 Uhr vom Fahrer in Groß-Zimmern abholen. In der Landesgeschäftsstelle in Wiesbaden sind 25 Mitstreiter beschäftigt. Der Generalsekretär berichtet von wöchentlichen Koalitionstreffen, von regelmäßigen Sitzungen mit den Kreisvorsitzenden, mit den Kreisgeschäftsführern und auch von seiner Aufgabe, Bindeglied zu den hessischen Bundestagsabgeordneten zu sein. Er sieht seine Aufgabe vor allem darin, dem Ministerpräsidenten und Landesvorsitzenden in der Partei den Rücken freizuhalten, ihn zu unterstützen und auch innerhalb der Partei den verlängerten Arm zu spielen. Von Bouffier spricht Pentz mit größter Hochachtung, lobt dessen Detailkenntnisse, das Erinnerungsvermögen, das Speichern und Abrufen kleiner persönlicher Erinnerungen.
Vereinnahmen lassen möchte sich Pentz nicht von den diversen CDU-Flügeln. Er sieht sich eher als Makler, als Mann des Ausgleichs, der die Partei voranbringen will. Sie sei überaltert, habe zu wenige junge Mitglieder. Deshalb liefen Werbekampagnen. Und es gelte, ein vor allem in Städten und bei Frauen getrübtes Bild der CDU zu entstauben. Das müsse man auch vielen konservativen Parteimitgliedern vermitteln. Doch Pentz hat den Eindruck, dass das gelingt. Für den Rückgang des CDU-Stimmenanteils bei der Europawahl wurde er nicht haftbar gemacht. Zu kurz war er da im Amt.
Quelle: F.A.Z., Rhein-Main Zeitung, 17. Juli 2014